Telekom Magenta Hybrid – da ist noch viel Luft nach oben

Magenta Hybrid - viel Luft nach obenMit Internetanschlüssen hab ich’s ja. Ok, vielleicht bin ich als Informatiker auch einfach etwas kritischer und bemängele Dinge, von der meine Mutter nicht mal wüsste, dass sie existieren, aber am Ende verlange ich nie mehr als das, was versprochen wurde oder das, was man von einem zeitgemäßen Produkt erwarten kann.

Nachdem ich damals mit meinem 1und1-Anschluss schon viel “Freude” hatte, habe ich im August letzten Jahres ebenfalls wieder einen Traumstart hingelegt – diesmal jedoch mit der Telekom. Die damals bemängelten Dinge – unzuverlässige Techniker und unfreundliche Hotline-Mitarbeiter – schwamm drüber. Alles fast schon vergessen, bis dann im November der nächste Ausfall an die Tür klopfte. Warum ich jetzt erst darüber schreibe? Weil das Problem heute – zweieinhalb Monate(!) später immer noch nicht in Gänze behoben ist. Doch alles der Reihe nach.

Der Hybrid-Anschluss, der keiner sein wollte

Hybrid zu langsamNach den anfänglichen Problemen im August lief der Hybrid-Anschluss gut drei Monate ohne Probleme, bis dann im November starke Geschwindigkeitseinbußen zu verzeichnen waren. Aus ursprünglich ~50-60 Mbit im Downstream und ~25Mbit im Upstream wurden 1-x mal am Tag 1-4 Mbit im Downstream und 20 Mbit im Upstream. Das ist schon arg wenig. Genau genommen ist es sogar langsamer als der 16.000er DSL-Anschluss, der die Basis für den Hybrid-Anschluss bildet. Also schaute ich im Router nach – der DSL-Anschluss war und ist mit ~16Mbit synchronisiert. Wie kann es also sein, dass der Hybrid-Modus langsamer ist als jede Komponente einzeln? Dass ich bei z.B. 16Mbit DSL und 34Mbit LTE  keine 50Mbit Hybrid erwarten kann, da der Hybrid-Stack etwas Overhead erzeugt ist mir klar, aber dass der Hybrid-Anschluss langsamer als der DSL-Anschluss alleine? No way – da stimmt was nicht!

“Das Ticket wurde auf Ihren Wunsch geschlossen.” – Bitte wie, bitte was?

Wait, no!Nachdem mein erstes Störungs-Ticket bei der Telekom geschlossen wurde mit der Info “Vielen Dank, wir haben ihr Problem behoben”, machte ich ein zweites Ticket auf, denn der Anschluss lief natürlich nicht. Als dann das zweite Ticket mit dem Kommentar “Wir haben das Ticket auf Ihren Wunsch hin geschlossen” wieder geschlossen wurde, wurde ich langsam selbst zum Hybriden – also zumindest hatte sich mein Puls verdoppelt. Wie sich später herausstellte, wurde das zweite Ticket nur mit einem weiteren Ticket von mir zusammengelegt. Die Meldung á la “auf Ihren Wunsch hin geschlossen”, halte ich jedoch bis heute für nicht gerade passend, ist wohl aber eine schwäche des Ticketsystems, die sich nicht umgehen lässt.

Wie dem auch sei – nach über zehn, teilweise über 1 Stunde langen Telefonaten mit dem Support, die mich weder vor noch zurückgebracht haben – “…ja, ich habe den Router bereits neugestartet und nein, ich werde ihn jetzt nicht neu starten, da sonst die Leitung gekappt wird und ich wieder 50 Minuten in der Hotline-Warteschleife hänge” – habe ich dann einen Thread im Telekom-Hilft-Forum erstellt.

Telekom hilft “ist da dran”

help meDer Thread, von mir liebevoll “die endlose Geschichte” genannt, ist heute exakt 20 Seiten und 100 Beiträge lang. (An dieser Stelle – herzlichen Glückwünsch zum “Runden”-Threadgeburtstag und auf hoffentlich nicht noch weitere 100 Beiträge…) Was ich im Laufe der letzten Monate feststellen konnte – die Telekom-Hilft-Mitarbeiter sind motiviert und bemüht. Mich begleiten die gleichen drei Gesichter seit mehreren Monaten und ich muss nicht jeden Tag auf’s Neue bei Adam und Eva anfangen. So stelle ich mir Support vor. Schade, dass man sich dafür erst in einem Forum registrieren muss und dass so etwas nicht auch am Telefon klappt. (Meine, bereit ins der Einleitung zitierte Mutter, wäre an dieser Stelle aufgeschmissen und würde niemals in den Genuss eines solchen Supports kommen…)

Im Forum konnten wir das Problem gemeinsam recht schnell lokalisieren – der DSL-Anschluss verweigert die Arbeit im Hybrid-Betrieb und somit bleibt ein Hybrid-Tunnel über, der links LTE “reinschießt”, rechts aufs DSL wartet und sich dabei permanent verschluckt. Ergebnis – Geschwindigkeit im Keller. Leider sind wir sonst nicht viel weiter gekommen. Mein Ticket (ja, die Forenmitarbeiter haben wieder eins aufgemacht) ist bereits wieder geschlossen, da das Problem nun bei der “Betriebslenkung” ist, eine Abteilung welche keine für den Kunden sichtbaren Tickets erstellt. Um den Status zu erfahren, muss ich also einen Forenmitarbeiter fragen, der dann bei der besagten Abteilung anfragt. Leider gibt diese (wenn überhaupt) auch nur alle paar Tage Rückmeldung. Quasi im gleichen Tempo, in dem mein Hybrid-Anschluss des Öfteren arbeitet. Der Mensch ist ja bekanntlich ein Gewohnheitstier … aber ich bin entspannt, denn die Betriebslenkung “ist da dran”.

Entertain kills the Hybrid-Star

and its brokenDa ich das Gefühl habe, dass es in der Betriebslenkung auch nicht weiter geht, forsche ich natürlich auch immer noch nach möglichen Ursachen. Nachdem ich den Router in der Wohnung umpositioniert habe, weil schlechter LTE-Empfang als Problem vermutet wurde (meine Freundin dankt an dieser Stelle für den Kabelsalat im Wohnzimmer), konnte ich in den letzten Tagen ein zeitliches Schema ausmachen. Fast jeden Tag um 19:40 bis 20:15 traten die Probleme auf. Halt – da war doch was? Genau, die Daily Soap, die für meine Freundin zur Aufnahme im Entertain-Receiver hinterlegt ist.

Also habe ich am nächsten Tag direkt zwei Testaufnahmen zu markanten Uhrzeiten eingeplant und siehe da – während einer Aufnahme fiel der LTE-Tunnel wieder aus. Und zwar exakt über die gesamte Aufnahmezeit. Am nächsten Tag folgte der Gegentest – alle Aufnahmen entfernt und man höre und staune – einen Tag gar keine Probleme. Voller Vorfreude habe ich meine “Forschungsergebnisse” im Forum vermeldet, aber ihr könnt es euch ja denken – “die Betriebslenkung ist dran”.

Dann halt ohne Entertain – wozu habe ich Netflix?

nice try telekomMittlerweile würde ich am liebsten auf das “Entertain” verzichten, da mir diese Art von Entertainment (=Hybrid-Tunnel-Roulette-Entertainment) nicht wirklich zusagt. Wenn ich die Wahl zwischen einem funktionierenden Internetanschluss ohne Fernsehen und einem kaputten mit Fernsehen habe, dann verzichte ich gerne auf das IPTV. Schließlich kommt bald DVB-T2, eine SAT-Schüssel wäre auch kein Weltuntergang und Netflix gibt es ja auch noch.

Doch auf die Frage, ob ich die Entertain-Option angesichts der Probleme abbestellen könne, wurde mir gesagt, dass das nur durch eine Vertragsänderung mit Neuvertrag und Verlängerung gehen würde. Klasse – das Produkt funktioniert nicht und als Dankeschön habe ich also eine längere Vertragslaufzeit und zahle vermutlich sogar noch mehr, weil ich mir in meinem jetzigen Vertrag einige Rabatte ausgehandelt hatte, die bei einer Vertragsänderung vermutlich wegfallen werden. Nein, danke.

Soweit zur Tunnelproblematik – aber da war ja noch was. Wenn ich dir, liebe Telekom, schon einen Blogartikel widme, dann können wir die anderen Punkte gleich auch noch besprechen.

Was sonst noch alles nicht funktioniert

Neben der beschriebenen Tunnel-/Bonding-Problematik gab es da noch ein paar andere Ärgernisse, die allesamt mit dem Speedport Hybrid Router (darf man das überhaupt noch Router nennen?) zusammenhängen.

Speedport Hybrid Piece of CrapWLAN-Ausfälle: Nach nicht einmal 6 Monaten stand der erste Hardwareaustausch an, da der Speedport Hybrid (=SPH) kurzer Hand nach 30 Minuten Betrieb sämtliche WLAN-Verbindungen verweigerte. Nein, es wurden nicht nur keine IPs verteilt, sondern es war schlichtweg nicht mehr möglich sich überhaupt mit dem WLAN zu verbinden. Der Fehler war Geräte- und Betriebssystem-unabhängig und konnte nur durch einen Neustart des Routers behoben werden. Also für die nächsten 30 Minuten – versteht sich doch von selbst, oder?

Mail-Server-Blockade: Noch im August, als der Anschluss endlich stand, trat auch schon das erste Problem auf. Ich konnte Partout keine Mails mehr von meinen Blog-Domains abrufen. Warum? Weil der Speedport Hybrid in der Standard-Konfiguration nur Kommunikation mit “sicheren” Mailservern zulässt. Diese Liste kennt natürlich nicht meine Domains. Aber mal ehrlich, wer hat schon eine Mail-Adresse mit seiner eigenen Domain. Es gibt doch tolle @t-online.de-Mails… Echt jetzt?

WebUI – Administrationsoberfläche: Die Adminsoberfläche des Routers ist träge und unzuverlässig. Ladezeiten von über 10 Sekunden bis eine Seite angezeigt wird sowie Timeouts sind keine Seltenheit. Ein “Arbeiten” im Adminmenü wird somit zur Geduldsprobe, wobei das eigentlich gar nicht so schlimm ist, da man ja sowieso fast nichts konfigurieren kann.

Portfreigaben: Portfreigaben können im Speedport Hybrid nur auf “Geräte” angewendet werden und sind zusätzlich an die IP des Geräts gebunden. Damit ein Netzwerkgerät also mit einer Portfreigabe im NAT versehen kann, muss es in der Geräteliste des Routers auftauchen. Das funktioniert aber leider nicht immer. Manchmal erkennt der Router Endgeräte nicht in der Liste, obwohl sie angeschaltet und mit dem Internet verbunden sind. Spätestens jedoch, wenn der Speedport DHCP-Server eine neue IP vergibt (was gezwungenermaßen ca. alle 3 Wochen passiert), verliert die Portfreigabe ihre Wirkung. Die Regel steht zwar weiterhin im Router, jedoch ist sie keinem Gerät mehr zugewiesen. Lösung (auch so von der Telekom propagiert): Geräte, die mit einer Portfreigabe versehen werden sollen, eine feste IP am Gerät selbst vergeben und das Gerät danach von Hand in die Geräteliste im Router eintragen. Klasse – Usability 6, setzen!  (Warum kann man Portfreigaben nicht einfach an MAC-Adressen binden?)

Telekom Applaus Telekom Magenta Hybrid da ist noch viel Luft nach obenDer “DHCP-Server”: Das nächste Ärgernis ist der sogenannte DHCP-Server, welcher für die Verteilung von IP-Adressen zuständig ist. Wieso beträgt dessen maximale Lease-Time nur 3 Wochen? Warum scheitert er des Öfteren bei der Vergabe von IPs an diverse Netzwerkgeräte? Warum kann man nicht, wie bei anderen aktuellen Routern auch, sagen, dass ein Gerät immer die gleiche IP-Adresse bekommen soll? Und warum ist der DHCP-Server ab 20 Geräten aufwärts nur noch am zicken? Ich meine sowas bekommt selbst mein 20 € teurer China-Router besser hin. (Hinweis: Der Speedport Hybrid ist mit einem Preis von 400 € ausgezeichnet!)

QoS/DiffServ – Synology adé: Der Speedport Hybrid bietet ein grundsätzlich sinnvolles Feature an. So kann man Regeln aufstellen, um bestimmte Geräte oder Verbindungen nur über den DSL-Anschluss (vorbei am Hybrid-Tunnel) zu leiten. Dies macht Sinn, wenn man zum Beispiel Online-Spiele spielen möchte, die auf einen geringen Ping angewiesen sind. (Denn der ist über den reinen DSL-Anschluss wesentlich geringer.) Nun könnte ich zum Beispiel eine Regel einrichten, die meinen PC nur über DSL routet. Da ich die Regel jedoch nur brauche, wenn ich spiele, müsste ich also jedes mal erst ins träge Routermenü und müsste die Regel an- bzw. ausschalten. Doch auch hier hat der Speedport eine Lösung: DiffServ. Diese Technik erlaubt es, Datenpakete anhand eines Tags zu erkennen. Also konfigurierte ich mein Windows so, dass es den Traffic bestimmer Spiele mit einem Flag versah und der Speedport routete genau diese Pakete über DSL. Doch was war einfach zu perfekt für den Speedport, denn die Ernüchterung kam schnell.

Sobald eine Routing-Regel vom Typ “DiffServ” im Speedport aktiv ist, funktioniert die Portfreigabe auf Port 21 (für meine Synology) nicht mehr. Wie genau das zusammenhängt kann ich nicht erklären. Ich weiß jedoch, dass die Kombination DiffServ + FTP-Portfreigabe zu Komplikationen führt, die eigentlich nicht da sein dürften und die nicht nur mein Setup betreffen. Denn auch andere User berichten vom selben Problem.

Der Status Quo – wie geht es weiter?

Alles scheiße, deine EnieKurz und knapp – Ich mach’ es wie die Betriebslenkung: “Ich bleibe dran”. Denn das Entertain durch Neuvertrag abzuschießen kann keine Option sein. Also kann ich nur warten, bis ggf. irgendwann einmal die Fehlerursache gefunden wird. Was den Speedport Hybrid “Router” angeht – da ist Hopfen und Malz verloren. Hier kann man nur hoffen, dass es irgendwann einen Alternativ-Router gibt. Zwar gibt es keinen Router-Zwang mehr, jedoch gibt es schlichtweg keinen anderen Router, der in der Lage ist mit den Telekom-Bonding-Servern zu kommunizieren. Mit steigender Verbreitung der Hybrid-Anschlüsse könnte sich hier jedoch vielleicht noch etwas tun. Und so schließe ich mit dem Telekom-Werbeslogan: “Alles scheiße, deine Enie!” (Der ging doch so, oder?) sowie dem Hashtag-der-Woche: #telefail

2 Kommentare

  1. Franksays:

    Nun sind ja schon über ein Jahr vergangen, wie ist denn der aktuelle Stand mit dem leidigen Hybridrouter?
    Mich würde auch mal interessieren, warum du keine Fristen zur Nachbesserung gesetzt und dann mit Sonderkündigungsrecht aus dem Vertrag raus bist.
    Wäre doch das einfachste gewesen mit Neukundenrabatten über Portale wie check24 und ohne Entertain von vorne anzufangen.

    • Ich habe den Router so weit es ging “entmachtet”. WLAN liefert eine nachgelagerte Fritzbox, OpenVPN stellt die Synology und DNS sowie DHCP macht ein RaspberryPI mit PiHole…

      Ob das Leitungsproblem so immer noch existiert kann ich nicht sagen. Ich habe seit den Problemen einfach nichts mehr mit dem Receiver aufgenommen. Ich war es irgendwann leid noch mehr Zeit in solch ein unnötiges Thema zu investieren.

      Von Kündigung habe ich abgesehen, da mangels Kabelanschluss und nur dürftigem klassischen DSL (16k) kein anderer Anbieter eine vergleichbare Geschwindigkeit bieten kann…

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